
Der große Humpen aus dem 17.Jahrhundert gehört zu den im 16. bis 18. Jahrhundert verbreiteten „Reichsadler-Humppen". Das waren Trinkgefäße, die mit dem doppelköpfigen Reichsadler versehen waren und bildlich den Aufbau des Heiligen Römischen Reiches erklärten. Sie zeugten von einer Verbundenheit des Besitzers mit dem Reich. Genutzt wurden derartige Humpen meist von niederen Adeligen und Bürgern. Im gehobenen Adel waren sie wenig verbreitet. Die Herrstellungstechnik der Emailmalerei kam ursprünglich aus Venedig. Dabei wird pulverisiertes Glas der Malfarbe hinzugefügt, durch das Schmelzen in einem Ofen verbindet sich die aufgetragene Farbe fest mit dem Untergrund.
Der Humpen in Schloss Rheydt zeigt den üblichen Doppeladler mit einer Krone und einem Heiligenschein versehen. Vor der Brust sind der Reichsapfel und ein Kreuz zu sehen. Auf den ausgebreiteten Flügeln ist eine Reihe von Wappen samt Beschriftung angebracht. Auf dem heraldisch rechten Flügel (vom Betrachter aus links) sind im oberen Teil die Wappen der drei geistlichen Fürstentümer Trier, Köln und Mainz sowie von Rom dargestellt. Heraldisch links (vom Betrachter aus rechts) finden sich im oberen Teil die Wappen der vier weltlichen Kurfürstentümer Böhmen, Pfalz, Sachsen und Brandenburg. Des Weiteren werden auf den Federn des Adlers die Wappen von Herzögen, Landgrafen, Tragen und Rittern gezeigt. Die aufgetragene Inschrift besagt: „Das Heilige Römische Reich mit allen seinen Gliedern Anno 1673."