Ausstellung vom 1. Juli – 23. September 2012
Schloss Rheydt in Mönchengladbach ist die einzige vollständig erhaltene Wasserschlossanlage der Renaissance im Rheinland. Darüber hinaus verfügt es als Museum über eine hochkarätige, ständig präsentierte Sammlung zur Kunst- und Kultur der Renaissance und des Barock. In ihrem Mittelpunkt steht die Kunst- und Wunderkammerinszenierung im Herrenhaus von Schloss Rheydt.
Glanzstück des Renaissanceschlosses ist die Fassade zum Arkadenhof. Wichtigste dekorative Gestaltungsmerkmale sind vier Tondi, die antike Helden im Fruchtkranz zeigen. Im Dezember 2010 konnte vom Museum ein vergleichbarer Tondo aus der berühmten italienischen Werkstatt della Robbia bei Neumeister in München ersteigert werden. In 2011 wurde dieses Werk (mit einem Zuschuss des Landes) restauriert. 2012 rückt es in den Mittelpunkt der Ausstellung „Ein Tondo für Schloss Rheydt. Herrscher, Helden, Selbstdarstellung“.
Der Tondo stellt das Bindeglied zwischen der Renaissancefassade von Schloss Rheydt und der Museumssammlung dar. Er gehört damit zu den wichtigsten Objekten des Hauses. Die Außenfassade des Herrenhauses zum Arkadenhof weist unterschiedliche Einflüsse der italienischen und niederländischen Renaissance auf, die sich klar definieren und zuordnen lassen. Bislang gaben jedoch die vier die Fassade dominierenden Reliefs der antiken Helden Rätsel auf. Mit dem neu ersteigerten Tondo konnte nun erstmals ein Vergleichsstück gefunden werden, dass formal wie inhaltlich Einflüsse und Entstehungshintergründe der Rheydter Tondi dokumentiert. Diese lassen sich jetzt unmittelbar in der italienischen Renaissance verorten. Die Ausstellung präsentiert damit neueste Forschungsergebnisse zur Architekturgeschichte von Schloss Rheydt und verbindet in einem innovativen Ansatz ein wichtiges Sammlungsobjekt mit der Gebäudearchitektur.
„Ein Tondo für Schloss Rheydt. Herrscher, Helden, Selbstdarstellung“ hat zwei Schwerpunkte. Einmal wird die Renaissanceskulptur im Mittelpunkt stehen. Neben dem Rheydter Tondo werden hochrangige Vergleichsstücke aus der della Robbia-Werkstatt gezeigt, das Programm der Rheydter Fassade wird erklärt und die Ikonografie der abgebildeten antiken Heroen thematisiert. Andererseits wird der im neu ersteigerten Tondo abgebildete Marcus Vipsanius Agrippa Gegenstand der Betrachtung. Agrippa spielte für die Entstehung der römischen Rheinprovinz eine zentrale Rolle und verkörpert daher auch ein wichtiges Stück regionaler Geschichte.
Bereits im Vorfeld wurde eine Kooperation mit der Förderschule Rheydt vereinbart. Schüler werden, angeregt von der Reliefskulptur, schwerpunktmäßig mit Ton arbeiten, aber auch inhaltlichen Fragen des Themas Renaissanceschloss nachgehen. Die Kooperation ist integrierter Teil des Ausstellungsprojektes, die Ergebnisse werden in die Präsentation einbezogen. Ein Veranstaltungsprogramm, u.a. mit Renaissance-Chormusik, ist in Zusammenarbeit mit der Chorleitung der Niederrheinischen Symphoniker geplant. Zur Eröffnung wird eine Matinee mit einem Wechselspiel von Musik und Schauspiel die Entstehungszeit von Schloss Rheydt lebendig werden lassen.
Blick in die Ausstellung mit dem vom Museum Schloss Rheydt neu erworbenen Tondo
des Markus Vipsanius Agrippa aus der Werkstatt von Giovanni della Robbia, 1523.
Auch weiterhin im Museum Schloss Rheydt zu sehen: Hl. Laurentius, Girolamo della Robbia,
1510. Sammlung Fioritura, Stiftung Heinz Kuckei Collections.
Portrait eines römischen Helden (Horatius Cocles) und Maske (Abgüsse) von der
Arkadenhoffassade von Schloss Rheydt.
Abguss der Markus Vipsanius Agrippa-Darstellung auf dem Ara Pacis-Fries in Rom, gefertigt
in der Abgusssammlung der Eberhard Karls Universität Tübingen für Museum Schloss Rheydt.
Auch weiterhin im Museum Schloss Rheydt zu sehen: Reliefplatte mit Seraph, um 1480-1515,
Werkstatt Andrea della Robbia, Sammlung Fioritura, Stiftung Heinz Kuckei Collections.